Der Vortrag wurde am 01.09.2010 vor der Selbsthilfegruppe für chronisch entzündliche Darmerkrankungen in 29525 Uelzen ,Brauerstraße 12, gehalten. Im Anschluss gab es noch eine rege Frage- und Diskussionsrunde.

In diesem Vortrag wollen wir klären:
•    Was ist klassische Homöopathie
•    Was ist Colitis ulcerosa?
•    Was ist Morbus Crohn?
•    Wie sieht die homöopathische Behandlung bei diesen Krankheiten aus?

Was ist Homöopathie?
Es handelt sich hierbei um eine Heilmethode, welche durch spezifische Arzneimittelreize die individuell gestörten Selbstheilungskräfte des kranken Menschen zur Heilung anregen kann. Die Arzneimittel werden aus Naturstoffen, überwiegend aus dem Pflanzen- und Mineralreich, hergestellt.

Entstehung der Homöopathie
Die Homöopathie wurde durch den deutschen Arzt Dr. Christian Friedrich Samuel Hahnemann (10. April 1755 bis 02. Juli 1843) begründet. Behandelt wird nach dem Ähnlichkeitsprinzip. Der Name Homöopathie leitet sich ab aus dem Griechischen, homoios pathein –ähnlich leiden.
Dr. Hahnemann entdeckte das Ähnlichkeitsprinzip bei einem Selbstversuch mit Chinarinde, einem Mittel gegen Malaria. Er nahm dieses Mittel ein, ohne selbst erkrankt zu sein. Er bekam daraufhin hohes Fieber und Malariasymptome. Dieses Erlebnis beeindruckte ihn so sehr, dass er in dieser Weise weiter forschte. Er, seine Schüler und Nachfolger, prüften in den letzten 200 Jahren viele weitere Substanzen, so dass uns heute ca. 5000 Arzneimittel zur Verfügung stehen.

Die Potenzierung
Da einige der Arzneimittel im Urzustand giftig sind, z.B. das Mittel Agaricus muscarius – der Fliegenpilz, entwickelte Dr. Hahnemann das Verfahren der Potenzierung. Hierbei wird die Ausgangssubstanz in speziellen Verreibe- und Verschüttelungsprozessen mit Alkohol und / oder Milchzucker verdünnt.

Die Arzneimittelprüfung und das Ähnlichkeitsprinzip
Die Arzneimittel werden während der Arzneimittelprüfung an gesunden Menschen geprüft. Die dabei entstehenden Prüfsymptome werden und wurden während der Prüfung dokumentiert und sind in entsprechender Literatur, der Materia medica, nachzulesen.
Für den kranken Menschen wird immer ein Arzneimittel ausgewählt, welches in der Arzneimittelprüfung ähnliche Symptome hervorgerufen hat. Um es mit Hahnemann zu sagen: „similia similubus curentur“. Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden.
Behandelt wird also nach dem Ähnlichkeitsprinzip, im Gegensatz zur Allopathie, welche mit Gegenmitteln arbeitet.
Die Wirkung des homöopathischen Arzneimittels erstreckt sich ganzheitlich auf Körper, Geist und Seele. Und das ist gut so, denn nicht nur der Darm, oder ein anderes einzelnes Körperteil, ist krank. Krank ist immer der Mensch als solcher.

Behandlung akuter Krankheiten
Das Auftreten akuter Krankheiten ist meist schnell und heftig. Z.B. Erkältungskrankheiten, Mittelohrentzündung, Blasenentzündung, Verletzungen und ähnliche Beschwerden. Bei akuten Beschwerden werden zur Arzneimittelfindung nur die akuten Symptome verwendet. Die meisten Fälle sprechen rasch auf homöopathische Arzneimittel an. Treten jedoch die gleichen Beschwerden häufiger auf, sollte eine chronische Behandlung mit entsprechender erweiterter Befundaufnahme erfolgen.

Behandlung chronischer Krankheiten
Chronische Krankheiten sind langsam und langwierig verlaufende Krankheiten, die unter Umständen ein ganzes Leben bestehen. Hierzu zählen auch Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Für die Behandlung chronischer Krankheiten ist es erforderlich, die ganze Krankengeschichte in den Befund mit einzubeziehen, einschließlich der familiären Krankengeschichte. Auch Lebensumstände und Gewohnheiten können Hinweise zur Arzneimittelfindung geben. Eine Behandlung aufgrund von Krankheitsnamen ist nicht möglich. Jeder Krankheitsfall wird individuell behandelt.
Die Therapie chronischer Krankheiten erfordert einen längeren Zeitraum. Individuell muss entschieden werden, ob noch weitere Therapiemaßnahmen erforderlich sind.
In der Regel versuchen wir in der homöopathischen Behandlung immer, eine Heilung zu erreichen. Sollte dies aufgrund der Schwere der Erkrankung oder einer zu stark geschwächten Lebenskraft nicht mehr möglich sein, so sind doch wenigstens eine Linderung der Beschwerden und damit eine Verbesserung der Lebensqualität möglich. Und das ohne Nebenwirkungen.
Bei Bedarf schließt die Therapie auch immer eine Beratung zu den Lebensumständen, zur Ernährung und eventuell weiteren geeigneten Naturheilverfahren mit ein.

Colitis Ulcerosa
Die chronische Dickdarmentzündung beginnt meistens im Rektum und breitet sich weiter Richtung Dünndarm aus. Die Ursache ist unbekannt.
Die Wand des ca. 1,5 – 2 m langen Dickdarms besteht aus 4 Schichten:

  • Mukosa, die Schleimhaut, kleidet den Dickdarm von innen aus.
  • Submukosa liegt unter der Schleimhaut und dient als Verschiebeschicht. Sie ermöglicht die Anpassung an die verschiedenen Füllungszustände des Darms.
  • Muskularis, die Muskelschicht, dient der Peristaltik, der Arbeitsbewegung des Dickdarms, also der Durchmischung und dem Transport des Speisebreies.
  • Nach außen ist der Dickdarm teilweise mit Bauchfell überzogen.

Die Entzündung betrifft die innen liegende Schleimhaut und die darunterliegende Schicht der Darmwand, die Submukosa. Die zwei äußeren Schichten sind nicht betroffen.
Der Krankheitsverlauf kann akut oder chronisch sein. Es gibt Zeiten völliger Beschwerdefreiheit. Psychische und/oder körperliche Belastungen können neue Krankheitsschübe auslösen. Einige Krankheitsfälle verlaufen kontinuierlich in unterschiedlicher Intensität.
Oft beginnt die Erkrankung schleichend mit unklaren Bauchschmerzen und wässrigem Stuhlgang mit Blut und Schleimbeimengung.
Im weiteren Verlauf kann es je nach Schwere der Erkrankung zu bis zu 30 blutig schleimigen Durchfällen pro Tag kommen. Schmerzhafte Krämpfe und Bauchschmerzen sowie Fieber gehören zum Krankheitsbild.

Komplikationen können u.a. auftreten in Form von:

  • Entzündungen der Leber- und / oder der Bauchspeicheldrüse
  • Entzündungen der Gelenke
  • Entzündungen der Haut
  • Venenentzündungen
  • Entzündung der Augen
  • Fisteln und Abszesse
  • Toxisches Megakolon, eine akute Erweiterung des Darms mit hohem Fieber, Darmverschluss und der Gefahr des Organversagens. Das toxische Megakolon muss intensivmedizinisch versorgt werden.

Morbus Crohn / Enteritis regionalis Crohn
Hierbei handelt es sich um eine chronische Entzündung, welche alle Abschnitte des Verdauungstraktes befallen kann. Am meisten betroffen sind der letzte Dünndarmabschnitt und der Dickdarm. Die Ursache ist unbekannt.
Die Entzündung betrifft alle Wandschichten des Organs. Es kommt zur Bildung von Fibrosen (Verhärtungen) und Geschwüren, die im weiteren Verlauf zu Stenosen (Verengung) und Fistelbildung (Röhrenverbindung zur Haut oder anderen Organen) führen können.
Der Verlauf ist meist schubweise ohne richtige Ausheilung.
Es kommt zu 3 – 6 Durchfällen pro Tag mit krampfhaften Bauchschmerzen. Die Durchfälle sind nur selten blutig.

Komplikationen können u.a. auftreten in Form von:

  • Malabsorption, eine schlechte Aufnahme der Nährstoffe über den Dünndarm
  • Entzündung von Leber und Galle
  • Entzündung der Gelenke
  • Entzündung der Augen
  • Erythema nodosum – Knotenrose der Haut
  • Ileus – Darmverschluss
  • Fisteln
  • Abszesse
  • Karzinome

Homöopathische Behandlung bei entzündlichen Darmerkrankungen
Nach einer ausführlichen Befundaufnahme der aktuellen und der chronischen Beschwerden wird das zurzeit am besten passende Arzneimittel ausgewählt und verordnet. Im Abstand von einigen Tagen bis Wochen wird geprüft, inwieweit sich die Beschwerden gebessert haben. Eventuell muss zwischendurch das Arzneimittel gewechselt werden. So werden nach und nach die Symptome abgetragen.
Die Behandlung schließt auch eine Ernährungsberatung, bei Bedarf weitere geeignete Naturheilverfahren sowie eine therapeutische Beratung in Bezug auf die Lebensumstände mit ein.